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Alte Bekannte vol. 2

A

Fragt ihr euch manchmal, was die Leute, mit denen ihr in der Schule wart, heute so machen? Manchmal findet man es heraus, ohne es zu wollen, und weil die anderen alle echte Überflieger sind – Penthouse, Audi A6, mit 25 Job als Assistent Sales Manager – während man selbst in ’nem Standard-Büro-Beschäftigungsverhältnis rumhängt, gefällt einem das Ergebnis nicht mal.

Aber es geht auch anders. Vor ein paar Wochen penetrierte ich des nachts mein Gehirn mit der RTL II Reportage „Nacktarbeiter“ (kein freudscher Vertipper!). Dort wurden eine Tantra-Masseurin und eine Stripperin aus Essen begleitet. Die Stripperin suchte zuerst einen Fotografen auf, anschließend ihre Pole-Tanz-Lehrerin und dann den Club, in dem sie abends strippte. Dort begegnete sie dann ihrer… äh, wie nennt man das? Gruppenleiterin? Chef-Stripperin? Jedenfalls die, die auch strippt und bestimmt, was da so abgeht. Und das war Julia*. Julia war mit mir in der Berufsschulklasse. Ausbildung zur Bürokauffrau. Danach Weiterbildung zur Finanzbuchhalterin geplant. Durchfallquote: 92 – 94%.

Dass Julia an den Wochenenden in einem Club arbeitete, war hinlänglich bekannt. Hinter der Theke dachten wir wohl alle. Nicht darauf. Die auf der Website des Clubs veröffentlichten Fotos bewiesen noch am selben Abend, dass sie es tatsächlich ist, unsymmetrische Brüste aber einen ganz ansehnlichen Intimbereich hat. Trotz Perücken, Glitzer, Discokugeln und ähnlichem Klimbim war es kein Problem, sie zu identifizieren – Tattoos sprechen eine eindeutige Sprache.

Es mag kindisch sein, sich so darüber zu freuen, dass man weiß, wie jemand zwischen den Beinen aussieht. Aber trotzdem ist es irgendwie ein erhebendes Gefühl, andere auch mal scheitern zu sehen. [Ja, ich sehe es tatsächlich als Scheitern an, als Wichsvorlage sein Geld zu verdienen. Soviel es auch sein mag!]. Wir lachen ja auch, wenn jemand auf einer Bananenschale ausrutscht, nicht wahr?

*Selbstvertsändlich ist der Name geändert

Ulli* – 2

U

Nach meinem letzten Artikel kamen ein paar Nachfragen, was denn aus dem guten Ulli geworden sei. Ok, here we go:

Am folgenden Tag hat der Mann von meiner Mutter seinen geburtstag gefeiert, darum war die gesamte Verwandschaft angerückt, einschließlich meiner Tante. Als ich am Morgen, vor dem geplanten Mittagessen dort auftauchte, drückte ich meine Mutter ertsmal den Zettel mit Ullis Nummer in die Hand. sie reagierte ziemlich aggressiv, zerriss den Zettel, warf die Fetzen weg und sagte, das brauche mich gar nicht zu interessieren. Letzteres sah ich anders, da der Kerl 1. hochinteressant sein muss, sonst würde meine Mutter sich nciht so aufregen und er mich 2. ja immerhin angerufen und belästigt hatte, es also nicht meine Entscheidung war, mit ihrem Verflossenen konfrontiert zu werden.

Ich fragte in einem von meiner Mutter unbeobachteten Moment also meine Oma, Tante und Onkel, ob sie den Typen noch kennen. Kennen sie. Meine Oma nicht, was meine Tante mit „Na, DEN hätte ich aber auch nicht mit nach Hause gebracht!“ kommentierte. Bekannt war er wohl als „der Typ ohne Zähne“. Was aber viel interessanter ist, als der Zustand seines Gebisses, ist, was er so getan hat.

Der Gute hat nämlich, kurz bevor er mit meiner Mutter zusammen war, eine Tankstelle ausgeraubt! Leider wurde dabei wohl der Kassierer niedergestochen, was Ulli und seine Komplizen auch für einige Zeit hinter schwedische Gardinen brachte. Frisch in die Freiheit entlassen, lernte er meine Mutter kennen. Von seiner kriminellen Vergangenhiet, erzählte er ihr erst, als sie zufällig den gleichen Wagen fuhr, den er als Fluchtwagen benutzt hatte- ein Umstand, der ihn so irritierte, dass er Gesprächsbedarf entwickelte.

Meine Mutter kann man nun wirklich nicht als intolerant bezeichnen und so akzeptierte sie natürlich auch den von ihm gewählten Lebensweg mit stoischer Gelassenheit. Da sie sehr an Geld interessiert ist, nahm sie auch seine Vorschläge, ihr Einkommen aufzubessern, dankend an. So wurde ihre Wohnung fortan mehrmals pro Woche zu einem Treffpunkt für Glücksspieler, die aus den herkömmlichen Kneipen bereits rausgeflogen waren. So lernten auch meine Tante und Onkel Ulli und ein paar seiner besten Freunde kennen.

Irgendwann verließ meine Mutter ihren Ulli zu Gunsten eines Junkies, den sie kurz darauf mit meinem Vater betrog. Ulli entschloss sich, wieder kriminell zu werden und überfiel noch irgendwas, irgendwo im Osten.

Mehr wusste dann leider niemand, schade, schade, klingt doch wirklich interessant.

Angerufen hat er nicht mehr. Worüber ich auch ganz froh bin. Wer weiß, was der sich so denkt. Und wie er handelt. *brr*

Ulli*

U

Üblicherweise ist es so, dass die bescheuerten Kerle, die die Tochter mal mit nach Hause gebracht haben, nach der Trennung und dem nicht-wahr-habenwollen-dass-es-aus-ist bei der Mutter anrufen. Nun, bei meiner etwas schrägen Familie ist es selbstverständlich umgekehrt. :)

So klingelte mein Telefon vorhin und dran war Ulli. Ulli fragte ob ich denn Maria sei, ich bejahte dies. Er meinte, ich sei mittlerweile ja sicher eine junge Frau, ja, stimmt ja… wie alt ich denn sei. Da fragte ich ihn, wer er denn sei. Der Ex von meiner Mutter. die Tatsache, dass ich ihn nicht kenne und mittlerweile 24 bin, dürfte euch verraten, dass der Prozess des Nicht-wahrhaben-wollen-dass-es-aus-ist bei ihm etwas länger gedauert hat. Alkohol, Fotos und Briefe müssen ihn auf den Gedanken gebracht haben, meine Mutter einfach mal anzurufen. Sie hat kein Festnetztelefon mehr, ich schon. Diese Nummer hat er dann auch gefunden und gewählt um so an die meiner Mutter zu kommen. Die folgenden 10 Minuten hatte ich ihn dann am Hals.

Er hat mir erzählt, was für eine kluge und beeindruckende Frau meine Mutter sei und was für eine intelligente Tochter sie doch bestimmt habe und wie süß ich als Kleinkind gewesen sei und, dass er meine Mutter das letzte mal vor über 20 Jahren gesehen habe und, dass sie da eine bestimmte Jacke – die ich auch tatsächlich kenne – getragen habe… Währendessen schrieb ich meiner Mutter mal schnell ne SMS mit der Frage, mit was für bescheuerten Menschen sie mal zusammen gewesen sei. Die weise Antwort, die darauf folgte: „mit vielen“.

Ulli war mittlerweile davon abgerückt, an die Telefonnummer meiner Mutter zu kommen, und wollte mir nun seine geben. Wenn man zwischen 50 und 60 ist und ca. 3,0 Promille hat, ist es wohl schwierig ein Mobiltelefon richtig zu bedienen. Ich würgte ihn also ab, in dem ich ihn bat, einfach zurückzurufen, sobald er seine Nummer gefunden habe. Während er also eine Aufgabe hatte, rief ich meine Mutter an und fragte, warum ihre bekloppten Ex-Freunde bei mir anrufen. Sie fragte, wer es denn sei, ich antwortete der Ulli.

Ihr Kommentar war: Der ist ein Spinner.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nur 1,5 Stunden später rief Ulli erneut an. Er war erfolgreich gewesen und konnte mir nun gleich zwei Telefonnummern geben, die ich bitte umgehend an meine Mutter weiterleiten soll. Da wird sie sich aber freuen. :)

*Der Name wurde selbstverständlich geändert.

Was bisher geschah…