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Ich bin übrigens frisch rasiert

I

Sachen gibt’s.

Mein Vater versucht derzeit, einen großen, hässlichen, alten Schrank im Internet zu verkaufen. Bei eBays Kleinanzeigen-Portal kijiji. Der einzige Anruf, den er bisher bekommen hatte, war von einer Frau. Sie sagte, sie interessiere sich für den Schrank und auf einem der Fotos wäre da ja Geschirr drinnen, ob das denn auch zu verkaufen wäre. Mein Vater antwortete, das sei er bereits losgeworden, woraufhin sie fragte, wie seine Frau das denn fände, wenn er einfach so Geschirr verkaufe. Er ist geschieden und hat keine Freundin. Etwas später tauchte die Anruferin dann bei ihm auf um sich selbst ein Bild von dem Schrank zu machen. Oder sowas ähnliches.

Sie – Mitte bis Ende 50 – nahm das Ding also in Augenschein. Daraus entstand dann dieser Dialog:

Sie: Ich geb‘ dir 100€ für den Schrank. (600 waren als Verhandlungsbasis bei eBay angegeben)
Mein Vater: Ähhh…
Sie: Und Sex!
Mein Vater: O.o
Sie: Ich bin übrigens frisch rasiert.
Mein Vater: …
Sie: Kannst mir auch ruhig auf ’n Arsch gucken!

Die Dame wird wohl eine Professionelle gewesen sein, die für ihre Neukundenakquise ungewöhnliche Wege geht. Da soll nochmal einer sagen, das Internet sei für mehr zu gebrauchen, als für Sex. Um mal Dr. Cox zu zitieren:

Ich bin sicher, wenn man im Internet die Pornos verbieten würde, gäbs bald nur noch eine Website und zwar mit dem Titel „Gebt uns die Pornos wieder“.

Im Nachhinein wäre es vermutlich intelligenter von meinem Vater gewesen, das Angebot anzunehmen. Sie ist nämlich noch immer die einzige Interessentin. Allerdings sollte ich 10% des Verkaufspreises bekommen, für’s Fotografieren und ins Internet stellen.

Du bist, was du isst.

D

Es ist ja recht selten, dass ich über tagespolitische Themen blogge.

Die Schlecker-Kinder Meike und Lars haben sich in einem rührenden Brief an die Öffentlichkeit gewand um offenzulegen, wie pleite ihr Vater ist und wie schwer sie die Insolvenz sie trifft.

Dort heißt es unter Anderem:

Der Satz „Es ist nichts mehr da“, ausgesprochen auf der ersten Schlecker-Pressekonferenz zu Beginn der Insolvenz, war und ist absolut richtig.

Was ist denn so alles nicht mehr da?

Er selbst besitzt kein Vermögen mehr. Vom Sportwagen bis zur schönen Uhr hat er alles als Teil der Insolvenzmasse abgeben müssen.

Das ist natürlich eine Tragödie. Wer von uns kann sich schon ein Leben ohne – nennen wir die Kinder mal beim Namen – Porsche und Rolex vorstellen? Wie soll man zur Arbeit zum Insolvenzverwalter kommen? Woher weiß man, wann die Geschäfte auf der Königsallee schließen?

Fakt ist aber auch, dass wir als Familienmitglieder in den vergangenen Jahren massiv Gelder in die Firma eingebracht haben. […] deutliche Millionenbeträge als private Einlagen (jeweils rund 49 Mio EUR) […] in die Firma haben einfließen lassen.

Die zwei haben also 100.000.000 € (sieht mit Nullen gleich viel beeindruckender aus, oder?) in die Firma gesteckt. Da kann man sich mal vorstellen, wie unvorstellbar viel Geld sie haben müssen. Obwohl „das Allermeiste“ weg ist.

Wir werden sicherlich noch einige Zeit brauchen, um auch als Familie das Gesamte aufzuarbeiten und wieder Zukunftspläne zu machen. Das ist sicherlich ein Einschnitt, den man nur äußerst schwer verarbeiten kann.

Würde man diesen Satz unabhängig von dem ganzen Sermon über Gewerk- und Transfergesellschaften, Insolvenzen und deren Verwalter lese, würde man denken, ein naher Angehöriger sei gestorben und nicht der Kreditrahmen um das ein oder andere Milliönchen herabgesetzt worden.

Naja, so sind Hänsel und Gretel nach ihrer Entführung druch die böse Hexe 1987 wenigstens auch mal wieder in den Medien und können sich und ihr Elend ausschlachten (lassen). Ich wäre dafür, Tine Wittler und Vera int Veen von ihren aktuellen Fällen abzuziehen und stattdessen den Schleckers eine Freude machen zu lassen. Die passen so richtig ins RTL-Weltbild und würden sich bestimmt auch ganz doll freuen.

Was bisher geschah…