Gestern ging’s trotz angekündigtem Schnee und Glatteiswarnung ins Kino und zwar in den Actionfilm John Wick
Was habe ich erwartet?
Aufgefallen war mir John Wick schon vor Monaten beim Durchschauen einiger Trailer. Er sah nach einem soliden One-Man-Actionfilm aus, allerdings ohne muskelbepackten Hauptdarsteller. Dort findet sich nämlich Keanu Reeves (Neo aus Matrix). Außerdem treten Willem Dafoe (der schwule Bulle aus Der blutige Pfad Gottes, der Kobold aus Spiderman) sowie Ian McShane (kennen Fluch der Karibik-Liebhaber man als Captain Blackbeard) in Erscheinung.
Worum geht’s?
John Wicks (Reeves) Frau Helen ist vor kurzem ihrer Erkrankung erlegen. Seitdem ist er allein, bis er als postumes Abschiedsgeschenk von ihr einen Hundewelpen geliefert bekommt. Beim Tanken wird er von einem jungen Russen namens Iosef angesprochen, der sein Auto kaufen will. Wick entgegnet, es sei nicht zu verkaufen und fährt weg. Später dringt Iosef in Wicks Haus ein, stiehlt dessen Auto und tötet Hundewelpen Daisy. Das stellt sich als dumm heraus, denn Wick war bis vor einigen Jahren der Mann für’s Grobe bei der russischen Mafia (zufällig ist Iosefs Vater Wicks früherer Chef) und hat ein kleines Agressionsbewältigungsproblem oder einfach eine eigenwillige Art, mit Enttäuschungen umzugehen. Ich wollte ihm nicht sagen, dass es sein Lieblingseis nicht mehr gibt… Jedenfalls buddelt er sein Waffenarsenal aus und macht sich auf, seinem früheren Arbeitgeber einen Besuch abzustatten. Dort hat sich mittlerweile auch herumgesprochen, was des Chefs Brut für einen Unsinn gemacht hat… und vor allem, mit wem.
Bewertung
8/10
Seltsamerweise wird John Wick häufig mit The Equalizer verglichen. Beim direkten Vergleich würde letzterer für mich sogar noch besser abschneiden, aber da John Wick auch ordentlich Laune macht, bekommt er dennoch 8 Pünktchen. Wirklich viel gemeinsam haben die beiden Filme sowieso nicht.
Trotz Keanu Reeves in der Hauptrolle, der durchaus auch als Charakterdarsteller taugt (siehe bspw. My private Idaho) und der dramatischen Rahmenhandlung, wird wenig Wert auf die Darstellung des Protagonisten als Persönlichkeit gelegt. Abgesehen von einigen kitschigen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit seiner Frau, lernt man John Wick nicht wirklich kennen. Er erledigt, was er sich vorgenommen hat und ist dabei verdammt gründlich.
Wenn man darauf Lust hat, hat man aber Spaß an schönen Schießereien und Kampfszenen mit spritzendem Blut, derben Dialogen und schnellen Autos. Positiv überrascht hat mich, dass der „Held“ endlich mal kein (Ex-)CIA-FBI-NSA-NBA-Mann ist, sondern genau so ein Verbrecher war, wie die, gegen die er kämpft. Man kommt allerdings nicht dazu, seine Motive und die angebliche Wandlung seiner Persönlichkeit und seines Lebenswandels zum liebendem Ehemann großartig zu hinterfragen, man ist zu sehr damit beschäftigt auf die nächste Actionszene zu warten. Zwischendurch gibt’s noch etwas trockenen Humor und einige Wendungen, wer Freund und wer Feind ist. Find‘ ich gut.
Hyvvää sunnuntai, Mara.
Der gewandelte Ex den boshafte Umstände zum Ex-Ex drängen – ein gern gemochter Plot im klassischen Western. Etwas seines Pathos‘ entschlackt im Gangster/Killer-Genre. Läßt sich auch in der sog. Postmoderne noch etwas draus modeln. :-)
Keanu wird von Kritikern gern ein wenig blöd von der Seite her angemacht; wohl weil er auch Rollen für die Miete macht. Zudem springt er in den Genres & Budgets – was verwirrend sein kann für ein Denken in Schubern. Reeves schätze ich eher für seine „kleinen“ Filme.
Muß in ein Haus einbrechen, einen Welpen* töten, um ein Auto zu stehlen – sonderlich helle scheint Stalins Namensvetter nicht wirklich zu sein. Ob da Papa Pate lange die Füße stillhalten kann!?
Zu sehen wie Mafiosi zerlegt werden hat aber was (‚Kick Ass‘). Leider sind solche Ein-Mann-Rollkommandos nie in der Realität anzutreffen.
Was die Tiefgängigkeit der Hauptfigur angeht; die Macher wollen lieber die sichere Nummer schieben. Ein ‚Leon‘ könnte ja im Ansatz (des Erfolgs) querschlägern.
Verläßt John Wicks dann die Stadt in den Sonnenuntergang?
bonté
* ein no go des no goes an sich, für das Staaten-Publikum
Hey,
wenn ich mich nicht irre, lebt Reeves sehr bescheiden und spendet viel seines Geldes. Hat ja wohl auch einige nicht so schöne Dinge erlebt. Ich finde in respektabel.
Hunde töten ist ein No-Go! Auch für mich. Wurde in John Wick aber wenigstens nicht mit absichtlichem Auf-die-Tränendrüse-drücken zu einem Bob Marley-Song durchexerziert.
Beim Equalizer wurde mehr Wert auf die Figur gelegt. Ein Leon ist es zwar nciht geworden, aber immerhin nicht völlig charakterlos und unsympathisch.
Nicht in den sonnenuntergang, nein… eher in strömendem Regen… aber ich möchte nicht spoilern. :)
Poka-Poka!