Drecksau

D

gesehen am: 19.10.2013
Erwartung: Sowas wie Trainspotting: bittere Komödie mit Traumsequenzen, Horrorelementen und schwarzem Humor.
Bewertung: 10/10

Bruce Robertson (James McAvoy) ist ein in Edinburgh lebender Polizist, der nach einer Beförderung strebt. Er hat kein Problem damit, gegen seine Kollegen zu intrigieren um sich einen Vorteil zu verschaffen, hierzu nutzt er alle Schwächen, die er nur finden kann, gnadenlos aus. Sein Hang zu Gewalt und Sex wird nur noch von seiner Medikamenten- und Drogenabhängigkeit übertroffen, die ihm psychedellische Träume und wirre Halluzinationen beschert. Als ein asiatischer Student ermordet wird, wittert Bruce seine Chance, sich endlich zu profilieren, doch wegen seiner Eskapaden stürzt er immer mehr ab.

Vermutlich stehe ich ziemlich allein da, wenn ich sage, dass ich diesen Film großartig finde. Drecksau ist purer Mindfuck – ich kenne kein Wort, das diese Art von Filmen besser beschreibt. Ich mag diese explizite Darstellung von Sex und Drogenkonsum, bei der sich gar keine Mühe gegeben wird, es bei Andeutungen zu belassen. Ich mag die Gewalt als Mittel zum Zweck und ich mag überraschende Wendungen. Ich mag es, erstmal nur „hä?!“ zu denken. Für mich ist sowas genau das Richtige – zwar nicht immer, aber grundsätzlich machen mich Extreme glücklich. Fern von Blockbustern und Mainstream. Das klingt wie eine Rechtfertigung. Vielleicht ist es eine, besonders im Hinblick auf die durchwachsenen Kritiken.

Trotzdem muss ich hier eine Warnung aussprechen! Drecksau ist bestimmt kein Film, den man mit den Eltern oder beim ersten Date schauen sollte. Wer gar nicht wissen will, wie viele Abwandlungen es von dem Wort „ficken“ gibt, bei sichtbaren Penissen Schnappatmung bekommt oder wem bei Vögelszenen die Schamesröte ins Gesicht steigt, ist hier definitiv falsch. Trotzdem bekommt man keinen flachen Humor sondern menschliche Abgründe, bitteren Sarkasmus und Situationskomik. James McAvoy ist die richtige Besetzung; ich persönlich finde, er hat sowieso schon so eine grundlegende Unsympathie – als Arschloch also bestens geeignet. Und trotzdem tut er einem, in den Momenten in den Bruce Robertson erkennt, wie kaputt er ist, und sich seine strahlendblauen Augen mit Tränen füllen, fast leid.

In der Romanvorlage von Irvine Welsh wird die Abartigkeit der Figur aber wohl noch bei Weitem übertroffen, die Verfilmung erspart uns da einiges, bspw. seine Geschlechtskrankheiten.

Was ich schade finde ist der deutsche Titel. Der englische lautet „filth“, Dreck, und bezieht sich m. E. nicht so sehr auf die Person sondern auf die Umstände und die Umgebung. Erwähnenswert ist dafür aber der Soundtrack, der mit wirklich tollen Liedern aufwartet. Erwartung erfüllt; ich hatte kranken Spaß.

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