Nachdem ich meine Zeit mit einigen nicht so überzeugenden Büchern verbracht habe, berichte ich jetzt wieder über ein literarisches Highlight.
Nico Storm ist 13, als ein mutierter Coronavirus 95% der Menschheit tötet. Er und sein Vater Willem reisen mit einem Truck durch Südafrika, auf der Suche nach anderen Überlebenden, die nicht plündern und töten. Nahe einem Staudamm gründen sie die Stadt Amanzi. Doch nicht nur feindliche Gruppierungen und wilde Tiere bedrohen den Frieden, auch politische Spannungen innerhalb Amanzis destabilisieren die Gemeinschaft. Und dann sind da noch Leute mit Hubschraubern und Militärausrüstung, von denen niemand weiß, woher sie kommen…
Der Leser folgt Nico und seinem Vater über 4 Jahre lang durch eine postapokalyptische Welt, hauptsächlich beschrieben aus der Sicht des Sohns, der inzwischen über 40 ist und seine Memoaren verfasst. Von Konflikten zwischen Vater und Sohn, pubertärer Wut, unliebsamen Entscheidungen und der ersten (und zweiten) Liebe schreibt Deon Meyer. Aber auch vom Krieg mit Motoradgangs, Schießerein und einer Mordserie. Am Ende steht, was Nico bereits zu Beginn des Buchs ankündigt: der Mord an seinem Vater.
Beeindruckt hat mich die Feinsinnigkeit, mit der die Gefühle eines jungen Menschen beschrieben werden, gepaart mit dem Respekt des Erwachsenen vor der Leistung seines Vaters. Man begreift schnell, wie schwer es ist, als Jugendlicher gegen seine Eltern zu rebellieren, wenn die Mutter tot und man auf seinen Vater auf Gedeih und Verderb angewiesen und mit diesem allein ist; aber empfindet auch Mitleid mit dem verletzten Vater, der seinem Sohn zu liebe eine ganze Stadt gegründet hat.
Unterbrochen wird die Schilderung Nicos immer wieder von den Erzählungen anderer Einwohner Amanzis. Diese berichten über ihr Leben vor und nach dem Virus, wie sie von der „Stadt des Lichts“ (dort gibt es Elektrizität) hörten und die beschwerliche Reise durch Südafrika auf sich nahmen um dort ein besseres Leben zu finden.
Wirklich interessant fand ich den Schausplatz der Handlung: Südafrika. Über dieses Land weiß ich quasi nichts. Dort war mal was mit den Niederländern und auch Apartheid sagte mir was… aber sonst? Ich finde es immer spannend, mich in die Geschichte und Geografie eines Landes einzulesen, in dem mein aktuelles Buch spielt. Wunderbar ist, dass es alle Orte im Buch wirklich gibt. Man kann die Wege der Flüchtlinge nachverfolgen, die Tour von Nico und Willem, findet Ortsnamen, Flüsse und Berge. Witzig ist, dass es in Südafrika einige Orte gbt, die einem bekannt vorkommen dürften. So erreichen Flüchtlinge aus Wuppertal Amanzi… ich meine, ich kann verstehen, wenn man aus Wuppertal weg will, aber gleich nach Südafrika? Doch siehe da: Wuppertal gibt es auch an der südafrikanisch Westküste, nördlich von Kapstadt. Ist vermutlich sogar schöner als das Original.
Wie schon die letzten Romane, über die ich schrieb, ist auch Fever ein ziemlich dicker Wälzer mit über 700 Seiten. Das Hörbuch ist fast 20 Stunden lang – und übrigens sehr gut von Martin Bross gelesen.
Aber ein Manko gibt es natürlich: bei Fever ist es eindeutig das Ende. Das fand ich wirklich enttäuschend und irgendwie zwanghaft nach einem Plottwist suchend. Das stört mich auch im Nachhinein noch sehr und fühlt sich für mich an, als wäre ich um ein gutes Ende dieses schönen Buchs betrogen worden.
Gerade wegen des aktuellen Bezugs zur Coronapandemie – geschrieben wurde Fever 2017 – empfehle ich das Deon Meyers Roman als Quarantänelektüre und Leuten, die den Film The Road mochten.