Andreas Eschbach – Eines Menschen Flügel

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Der Boden ist Lava! Erinnert sich noch jemand an das Spiel, bei dem man als Kind halsbrecherisch auf den Möbeln herumsprang und versuchte, den Raum zu durchqueren ohne den magmatischen Teppich zu berühren? So geht es den Menschen im o. g. Buch. Zum Glück verpassten ihnen die Ahnen, die vor hunderten Jahren aus dem Weltraum kamen, Flügel, damit sie auf Bäumen leben können ohne den Boden berühren zu müssen. Der ist zwar nicht Lava aber dennoch tödlich, denn dort lauert der Magor.

Das Leben auf dieser Welt ist friedlich und freundlich. Bsi eines Tages ein junger Mann namens Owen zum wolkenverhangenen Himmel hinauffliegt und ihn durchbricht. Um die Sterne zu sehen. Dieses Ereignis ruft eine Bruderschaft auf den Plan, deren Ziel es ist, die technische Entwicklung der Menschen zu verhindern und den Weg zu den Sternen zu verbauen…

2021 scheint für mich das Jahr der epischen Bücher zu sein. Nach Infinitum ist auch Eines Menschen Flügel ein Fantasy-Science-Fiction-Epos: lang, fesselnd, eine eigene Welt erschaffend. Streckenweise erinnert es mich sehr an Den Herrn der Ringe – mit weniger Gesang und Dichtkunst, natürlich. Auf 1200 Seiten (das Hörbuch ist fast 42 Stunden lang) entführt Eschbach den Leser in ein Land, das dem Auenland in Friedlichkeit und Sympathie in nichts nachsteht. Man möchte nicht, dass dieser Welt und den Menschen in ihren Nestern in den Bäumen etwas Schlimmes widerfährt, ahnt man doch das drohende Unheil.

Dabei stellt Eines Menschen Flügel keineswegs die Frage „Was wäre wenn… die Menschen Flügel hätten?“ sondern eher „Was wäre wenn… technischer Fortschritt unterdrückt würde? Welche Gründe würden das rechtfertigen?„. Wieviel Wert hat die menschliche Zivilisation wenn sie nach Macht und Geld strebt, nach Besitz und Reichtümern? Und wie würden wir leben, hätte es die industrielle Revolution nie gegeben?

Schön wäre gewesen, wenn die Länge des Buches durch fortschreitende Erzählung der Geschichte erreicht worden wäre. Leider ist dem nicht so. Das ist auch der große Kritikpunkt, der aus zahlreichen Rezensionen hervorgeht: der Stil. Die Protagonisten wechseln. Nicht 2 – 3 Personen, die sich abwechseln sondern alle 50 – 100 Seiten ca. ein komplett neuer Hauptakteur, der mitunter auch nur am äußerten Rand der Erzähung erwähnt wurde.

Das führt dazu, dass mitten in einer spannden Szene – schwupps – die Figur wechselt und man sich anschließend erstmal mit dessen Lebensgeschichte / Kindheit / Liebesbeziehungen / persönlichen Problemen ausienandersetzen muss, bevor die Erzählung zur eigentlichen Handlung zurückkehrt. Das ist nicht nur anstregend und langatmig sondern auch verdammt verwirrend.

Hinzu kommen noch die Namen der Figuren. Diese haben als letzte Silbe den Namen ihres Nestes (eine Art Dorf in einem Baum, in dem sie leben). Heißt das Nest bspw. Ris heißen die bewohner Oris, Eyris, Ifnigris, Eteris, Anaris… Ich wusste teilweise nicht mehr, um wen es überhaupt geht, wenn die Perspektive wechselte und hörte einfach weiter zu ohne so richtig einordnen zu können, was gerade passiert. Nach ein paar Minuten kam ich zwar wieder in die Handlung hinein aber ohne diesen konfusen Stil hätte mir das Buch besser gefallen.

Wer sowas mag oder sich daran nicht stört, erhält ein spannendes Buch mit einer tollen Geschichte und großartigen Auflösung… den anderen kann ich das Buch leider nicht empfehlen.

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