Mal zu Hause bleiben

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Was hast du am Wochenende gemacht?“ ist eine dieser Fragen, die introvertierte Menschen eher scheuen. Ich antworte dann gern „Ach, einkaufen, Haushalt, was so liegen geblieben ist“, wenn die Wahrheit wäre: Freitag und Samstagabend mit der Katze aufm Sofa Filme geguckt, gekocht und gezockt; Sonntag habe ich 1000-Teile-Puzzle gemacht und 3 uralte Folgen Domian gehört und ich fand es super!

Denn: das ist eine Antwort, die man nicht gern gibt. Die Gesellschaft erwartet, dass man das Wochenende nutzt, um sozial zu sein und rauszugehen. Partys, Feiern wenigstens irgendwas machen – allein in der Wohnung rumhängen? Das ist doch langweilig!

Nein. Ist es nicht. Und ich bin nicht die Einzige, die das so sieht: es gibt eine Menge Leute, die ihre Freizeit lieber in den heimischen 4 Wänden verbringen, als in der Öffentlichkeit. Die sieht nur niemand, denn sie sind ja zu Hause. Und sie schaffen es, sich dort zu beschäftigen, sei es mit PC-Spielen, Filmen, Büchern, handwerklichen Arbeiten o. ä.

Und jetzt werden wir alle gezwungen, zu Hause zu sein. An dem Ort, für den wir jeden Monat viel Geld bezahlen (oder mal bezahlt haben), um dort sein zu dürfen – und alle finden es scheiße? Ich kann das Gejammer, man wisse nicht, was man tun sollte und entsprechende Tipps in den Medien nicht verstehen. „Räum doch mal den Keller auf“? „Schaue eine Serie“? Wie hilflos sind die Menschen, sobald sie mit sich allein sind, ohne soziale Ablenkung?

Ob mir der Kontakt zu anderen nicht fehlt? Naja. Ich bin „erst“ seit 3 Wochen etwa – abgesehen von der Arbeit – allein. Für mich ist es ok. Ich habe einige gute Filme geschaut, komme endlich wieder zum Spielen am PC, sitze auf dem Balkon… auch den Kater freut es, soviel Zeit mit seinem Menschen zu haben. Wir beobachten die Wildbienen, die in einem Windspiel nisten, spielen viel und bald wird der Balkon begrünt – ganz ohne Besuch im örtlichen Baumarkt, dem Onlinehandel sei dank.

„Entschleunigung“ ist wohl das neue Modewort dafür. Für etwas, das Millionen Menschen eh schon betreiben: die Nerds, die Introvertierten, die Paare, die einander reichen… leider hört man von denen nur, wenn es mal wieder einen Amoklauf gab: er war ein PC-Spieler mit seltsamen Freunden, die auch alle gespielt haben…

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