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Enten, aus sicherer Entfernung fotografiert.
Enten, aus sicherer Entfernung fotografiert.

Wenn man sagt, dass man viele Vögel gruselig findet, lachen die Leute. „Enten sind doch harmlos“ sagen sie dann und ich hatte ihnen jahrelang geglaubt. Jetzt weiß ich es besser. Ich wurde gebissen. Von einer Laufente bzw. einem Lauferpel. Es war das Rudel der Schof Enten der Nachbarn, der vor dem Büro friedlich graste, auf den ich aufmerksam wurde. Ich gehöre zu den Menschen, die Tierhalten ziemlich auf den Sack gehen: wenn ich ein Tier sehe, will ich es füttern. Nach 25 Jahren Tierhaltung ist mir völlig klar, dass 1. bei Tieren Liebe durch den Magen geht und 2. das meiste Menschenfutter für Tiere nicht unbedingt geeignet ist. Als ich die Enten erblickte, fragte ich mich, welcher Teil meines Frühstücks wohl am Besten geeignet sei: mein Butterbrot mit Paprika-Peperoni-Aufstrich? Ein Stück vom Osterei? Oder Apfel? Google, der Klugscheißer, sagte, Enten würden Apfel mögen und vertragen, also schnitt ich ein paar kleine Stücke ab und begab mich nach draußen.

Ich warf den Apfel den Enten zum Fraß vor und der Erpel begann auch gleich danach zu picken. Bislang hielt er stets höflich ein, zwei Meter Abstand zu mir, süßem Apfel sei Dank kam er aber rasch näher, meiner Apfelkrumenspur folgend. Ich bin nicht sicher, ob er mich nicht erkannte, weil ich mich nicht bewegte, oder ihm erst als er keine 10cm mehr von meinen Füßen entfernt war, klar wurde, dass ich gerade seine Intimdistanz verletze. Er entschloss sich aber, es meinem Fuß zu zeigen in dem er mir in den Zeh biss. Direkt danach wackelte er von dannen, seine Hennen hinter ihm her. Ich hatte zum Glück gefütterte Stiefel an, weh tat der Biss aber trotzdem – wer weiß, was im Sommer passiert wäre – Zeh gebrochen? Oder ab? Und wenn ja: gilt das als Arbeitsunfall, bezahlt das dann die Berufsgenossenschaft?

Meine anderen gruseligen Begegnungen mit Vögeln waren übrigens 1. ein Truthahn, der mir auf dem Schulweg entgegen kam. Er lief einfach an der Straße lang, als sei das völlig normal für Truthähne. Ich wechselte vorsorglich die Straßenseite, diese riesigen Tiere sind mir irgendwie nicht geheuer – außer, sie sind scheibenförmig und in Plastik eingeschweißt. Die zweite Vogel-Horrorgeschichte stammt von meiner Tante und hat tatsächlich was von Hitchcock: sie joggte durch den Wald, als ein Bussard beschloss, dass ihre Route deutlich zu nahe an seinem Nest entlangführte. Er griff sie an und ließ auch nicht von ihr ab, als sie sich mit einem Stock wehrte. Er wusste auch genau, wo sie lang laufen sollte: kilometerweit von ihrer ursprünglichen Route entfernt, hielt sie letztendlich ein Auto an und entkam auf diese Weise. Auch auf so eine Begegnung kann ich getrost verzichten.

Von meinem Rüpelerpel halte ich in Zukunft nur eins: Abstand. Ich bezweifel, dass er und ich nochmal Freunde werden, es sei denn, er landet irgendwann auf meinem Teller. Mit Erdnusssoße und gebratenen Nudeln.

Übrigens: Anatidaephobie heißt die Angst, von einer Ente beobachtet zu werden.

 

7 Kommentare

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  • Servus, Mara.
    Liebe Tiere sind eben auch nur die Nachkömmlinge ihrer wilden Ahnen… ;-)
    Möglich, daß der Erpelator („I’ll be back!“) den gestiefelten Fuß für gefährlich hielt – oder auch nur dessen Verzehrbarkeit untersuchte.

    Dem Haus meiner Schwester gegenüber patrouilliert stets ein Gänsepaar. Ist amüsant wenn Sheriff & Deputy den Weg auf & ab schreiten; sobald die Mädels aber Alarm schlagen & die imposanten Flügel ordentlich schlagen, ist strategischer Rückzug angesagt.
    Eine völlig andere Chef-Gans versammelte bei einem Heckenschnitt ihre ganze Rotte um sich & bot eine Art Haka dar. Zum Schutz ihres Territoriums quasi, dem ich am Zaun offensichtlich zu nah kam. Imponierend!

    bonté

    • Hey,

      ohja, Gänse sind fies. Wenn die schon fauchen, suche ich lieber das Weite. Und Schwäne erst… gruselige Monster.

      Es gab übrigens noch Versuche des Erpels, durch die Scheibe eines der bodentiefen Fenster ins Büro einzudringen, vermutlich um erneut von meinem Fuß zu kosten…

      Grüße aus Entenhausen

  • Ah, hier ist die Enten-Story.
    Laufenten wollte meine Mutter immer gerne haben, weil die lustig sind. Krass, dass du den Biss durch den Stiefel gespürt hast – Enten werden echt unterschätzt.
    Und wie ich Menschen abgeneigt bin, die meine Tiere füttern -_- Unsere Nachbarn stellen meiner Katze sogar Katzenfutterschälchen hin. Hä, wer macht denn sowas?

    • Ja, lustig sehen die aus. Ich hab immer das Gefühl, dass ihnen kleine Ärmchen fehlen, mit denen sie winken während sie rumwackeln. Aber Kraft haben die im Schnabel. Die knacken damit ja wohl auch Schneckenhäuschen, glaube ich.

      Der Katze ganze Mahlzeiten servieren ist ja schon krass. Bei Katzen kann ich das Bedürfnis, ihnen was reinzustopfen, meist noch zügeln aber bei Hunden? Bei denen geht Liebe ja quasi nur durch den Magen und wer nicht mindestens angestarrt biestig angestarrt werden will, muss schon was rausrücken. Ich frage den Halter aber natürlich vorher.

Was bisher geschah…