Männer weinen nicht.

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Letzte Woche Samstag hat irgendein Werbeblättchen eines Lebensmittelgeschäftes zwei Überraschungseier abgebildet, auf dem einen stand „Weltmeister“ auf dem anderen „Spielerfrau“. Es fand sich natürlich ratzifatzi irgendwer, der Anstoß daran nahm – in diesem Fall der Blogger Nico Hammer – und auch gleich mindestens eine Zeitung, die half, die Sau durch Dorf zu treiben – bspw. die WAZ (weitere Beispiele werde ich jetzt nicht ergoogeln, aber da die eh alle voneinander abschreiben, wird’s sicher noch einige andere geben). Das Problem ist offensichtlich: Ferrero ist ein sexistischer Konzern für den Frauen nur hübsche Anhängsel reicher Männer sind und Mädchen sowieso nur gut genug um Puppen die Haare zu kämmen. Letzteres wurde mit den pinken Überraschungseier für Mädchen bewiesen, auch da gab’s jede Menge Berichterstattung zu, weil natürlich auch das auf der Stelle ein Grund war laut und deutlich „Sexismus!!!“ zu schreien.

Ich gehöre also zu einer benachteiligten und von Männern unterdrückten Randgruppe, für deren Rechte sich zum Glück hin und wieder ein starker Kerl einsetzt um all die Ungerechtigkeit, die mir von Konzernen und Medien angetan wird, aufzudecken. Hui.

Als ich Kind war, gab’s noch keine pinken Überraschungseier. Ich hatte ein Baumhaus, einen Sandkasten, einen Haufen Barbiepuppen und mehr als einmal Läuse, weil ich mit den Nachbarjungs gespielt hab‘, und die es toll fanden, sich die Haare in ’ner Regentonne zu waschen. Ich hatte – wie Millionen andere Mädchen auch – kein Problem damit, mit Jungsspielzeug zu spielen, Jungssachen zu machen oder Jungskleidung zu tragen. Hat sich daran was geändert? Ich denke nicht. Wen sprechen die pinken Überraschungseier also wirklich an? Eindeutig die Jungs. Und sie sagen: „Finger weg, in mir ist nur Mädchenkram!“

Im Gegensatz zu Frauen sind Männer nämlich nicht gleichberechtigt. Männer tragen keine Röcke. Männer werden nicht Kosmetiker. Männer weinen nicht. Männer schminken sich nicht. Männer gucken keine Frauenfilme (die es übrigens auch gibt – zumindest bei Media Markt liegen Liebesfilme mit pinken Aufklebern herum). Ich fühle mich nicht benach- sondern eher bevorteiligt, dem „starken Geschlecht“ gegenüber, weil ich in dem Glauben aufgewachsen bin, alles tun und sein zu können, was ich möchte (wie realistisch das in einer Welt wie unserer ist, steht auf einem anderen Blatt).

Männer hingegen werden immer noch in einer Geschlechterrolle gefangen gehalten. Wie oft sieht man einen „echten Kerl“ im Film weinen? Jason Statham läuft in „Safe“ ein Tränchen über die Wange, nachdem seine Frau ermordet wurde. Rotz und Wasser heulende Frauen gibt’s wie Sand am Meer. Geht mal mit ’nem Kerl in ’nem Herrenrock durch die Stadt. Ihr werdet angegafft, als hättet ihr ’nen Affen an ’ner Leine. Hier fehlt es eindeutig noch an Gleichberechtigung.

Und dann gab’s da noch dieses andere Thema, in dessen Verbindung mir das Wort „Sexismus“ über den Weg lief: sexistische Werbung. Konkret: Puffs werben mit nackten Nutten! Erscheint mir persönlich nun… logisch und wenig sexistisch. Supermärkte werben ja auch mit Fotos von Obst und Wurst. Das sieht übrigens auf den Hochglanzbildern auch viel besser aus als der angemackte Bioapfel, den man dann letztendlich kauft. Daher finde ich es auch nicht verwerflich, dass die abgelichteten und gephotoshopten Damen vermutlich weit aus ästhetischer sind, als die, denen man im Puff dann wirklich begegnet und nach deren Dienstleistung man sein Geschlechtsteil mit Sagrotan desinfizieren möchte. Freilich verfüge ich nicht über hinreichende Erfahrungen mit Prostituierten um eine verlässliche Aussage zu treffen – ich verlasse mich da lediglich auf die Berichterstattungen diverser Freunde und Bekannter.

Werbung zielt gemeinhin darauf ab, dass man ein Produkt mit schönen Dingen verbindet. Eine Frau ist ein schönes Ding (womit ich selbstverständlich meine Geschlechtsgenossen nicht als Objekt bezeichnen möchte! Man muss vorsichtig sein, was man schreibt, nicht, dass ich die nächste bin, der Sexismus vorgeworfen wird). Und, seien wir mal ehrlich: eine nackte Frau sieht einfach besser aus, als ein nackter Mann. Findet hier noch jemand, dass der Penis immer so wirkt, als wäre er nachträglich an den Körper geklebt worden? Ich möchte damit nicht sagen, dass weibliche Geschlechtsorgane in Großaufnahme irgendwie ästhetischer wären, als männliche. Da gibt’s keinen Sieger, sehen beide aus wie irgendwas aus dem ein Alien schlüpfen könnte. Was ich sagen möchte, trifft dieses Bild aus Mathew Inmans „The Minor Differences“ ganz hervorragend: A woman wearing nothing but a t-shirt VS. a man wearing nothing but a t-shirt.

Mich stören nackte Frauen, die sich auf Motorhauben räkeln nicht. Die Models, die dafür posieren, stört’s sicher auch nicht und die Männner, die diese Anzeigen ansprechen, erst recht nicht. Hier greift für mich ganz klar der gleiche Grundsatz wie bei Fußballabenden, Discobesuchen, Vergewaltigungsspielchen oder dem nächsten Sex and the city-Film: Solange es für alle Beteiligten ok ist, beschwer ich mich nicht darüber. Ich muss es nicht machen oder ansehen – man kann auch einfach mal weggucken, wenn einem was nicht gefällt.

Pinke Überraschungseier und nackte Titten sind zwar prima um sich drüber aufzuregen, aber echter Sexismus sieht anders aus. Denken wir nur mal daran, dass vergewaltigte Jungs sich in Grund und Boden schämen, weil’s keine Lobby für sie gibt. Weil’s immer noch in den Köpfen steckt, dass Jungs nicht vergewaltigt werden können. Dass Männer nur ne Erektion bekommen, wenn sie Bock auf Sex haben. Zwangsprostituierte die für ’nen Fünfer alles ohne Gummi anbieten; Ungläubigkeit, mit denen Opfern weiblicher Sexualstraftäter begegnet wird…

6 Kommentare

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  • definitiv ein gerechtfertigter schubser gegen den hysterischen politisch-korrekten feminismus, den es sicherlich auch gibt und der die gesamte bewegung, die idee, einer gleichstellung der geschlechter sicherlich nicht immer bereichert. hardlinern hilft halt nicht immer.

    bezüglich models, die sich auf autos räkeln… es ist schon so, dass die frau von heute erstaunlicherweise, auf die schmerzhaft erkämpften werte der feministischen bewegung der letzten jahrzehnte freiwillig verzichtet… seine titten präsentieren, sich ’nen reichen macker anlachen und kinder kriegen ist irgendwie wieder hip, zumindest unter jungen frauen. etwas mehr bewusstsein für sich selbst und der gesellschaftlichen stellung der frau, wäre etwas, was schon cool wäre, wobei es eben nicht wieder in verkrampfter hysterie ausarten sollte.

    gleichstellung der männer: yes indeed! lesben sind halt süß, da kann man auch schon mal ’nen porno schauen, wo zwei mädels sich befummeln. aber schwul? das ist doch eklig und krank und gott will es nicht oder allah oder der osterhase oder so…

    aber auch hier verschwimmen die geschlechterrollen, wenngleich die gleichstellung der frau fortgeschrittener, tolerierter scheint als die der männer in die „feminine richtung“.

    und dennoch… würde ich bestreiten, dass frauen alles dürfen. sie dürfen jeans tragen. okay. sie dürfen auch mal ’n bier trinken und rülpsen. okay. aber dürfen sie auch als BMW-vorstand ganze konzerne leiten? aber ganz genauso… ist der männliche erzieher nicht in wahrheit ein perverser…? wir kennen die phrasen.

    generell kann man einfach sagen: vorurteile gehören zum menschen. man sollte sich aber vor ressentiments, festen vorverurteilungen und abwertungen, entfernen… das gilt quasi für alle bereiche unserer achso zivilisierten und differenzierten gesellschaft.

    p.s.: ich hasse alle moslems und schrebergärtner.

    *wink*

    • „2 – 3 Kinder werfen und ab hintern Herd“ ist auf den ersten Blick bei jungen Frauen wieder angesagt, stimmt. Wobei ich denke, dass sich das doch noch einigermaßen die Waage hält. Die Karrierefrauen haben einfach nur nicht soviel Zeit, ihre Blagen durch die City zu schieben, Scheiße in ihr Smartphone zu quatschen und Gucci-Täschchen, die vom Angetrauten finanziert werden, zu kaufen bzw. über all das Facebook-Posts zu verfassen. Daher fallen die halt weniger auf.

      Frauen in Vorständen sind selten, ja. Aber liegt das daran, dass sie dort nicht hin dürfen oder wollen und können sie es vielleicht auch einfach nicht so gut, wie die männlichen Kollegen? Das ist auch etwas, was mich an der Gleichberechtigung ankotzt. Man DARF nicht nur, man soll auch MÜSSEN. Fakt ist aber nun mal, dass Frauen einige Sachen nicht so gut können wie Männer und umgekehrt. Das beste Beispiel sind natürlich Soldatinnen, für die in einigen Ländern die Aufnahmekriterien im Militär anders sind, als für Männer. Völlig Schwachsinnig, im Einsatz interessiert’s den potentiellen Feind nicht, ob da ne Frau in der Uniform steckt oder ’n Kerl. In wirtschaftlichen Berufen ist es aber genauso: Männer treten eben schneller aggressiv auf, als Frauen und erreichen damit eher ihre Ziele. Sie riskieren mehr.

      Natürlich ist es trotzdem wahrscheinlich, dass Männer in Vorständen lieber unter sich bleiben um witze über ’n Arsch der Sekretärin machen zu können. ;) Möchte ich auch nicht bestreiten. Ich weiß nicht, wie chauvinistisch es da tatsächlich zugeht.

      Anyway… recht haste. Punkt.

  • das ist dann die „hysterische gleichstellung“. jungs sollen der geschlechteruniformitäts-ideologie zuliebe rosa tütüs tragen und mädchen zwangsweise im fußballverein angemeldet werden.

    aber es geht eben genau darum: ein junge sollte ballet tanzen dürfen und ein mädchen bolzen. eine frau sollte dreckige witze erzählen dürfen und auch soldatin werden, da sehe ich nicht unbedingt das größte probleme (peng, peng und tot, so viel mit schwert nd axt und wikingerschild ist heute nicht mehr im krieg)… und ein kerl sollte auch modedesigner machen können oder was „weibisches“, wenn ’s sein ding ist.

    aber gerade in bezug auf wirtschaft fällt mir da auch ein: ist es denn unbedingt gut für unsere welt, wenn sie von arschigen, aggressiven, koks-schlipsträgern gemanaged wird? etwas mehr „weibliche empathie“ könnte da durchaus fruchtbar sein. &)

    selbst wenn 90% der männer und frauen so bleiben, wie sie sind… ist ja auch okay, solange sie eben den restlichen 10% gewähren, anders zu sein, ist alles erreicht, was der gleichheits-gedanke beinhalten sollte. kein zwang, aber die möglichkeit für diejenigen, die nicht dem stereotyp entsprechen wollen, können … what ever.

    blublublub. alle frauen sind schlampen! %)

    • Ja, ganz genau.

      Natürlich ist es, wie es in unserer Welt läuft, nicht gut… aber eben nicht zu ändern.

      Nicht alle Frauen sind Schlampen. Nur die, die mehr als 5 Partner hatten, kurze Röcke tragen und natürlich die, die öffentlich über Titten, Sperma und Wichsen reden. Und sich dann noch beschweren, wenn sie „belästigt“ werden. Tstststs. x)

    • :D
      Wobei man sich da natürlich fragen muss, ob Barbie tatsächlich soviele Frauen in eine Identitätskrise gestürzt hat oder das nur eine Vermutung ist.

      Und natürlich ist die weibliche Psyche viel angreifbarer als die männliche. Essstörungen gibt’s von natur aus nur bei Frauen und so. Weiß doch jeder. :)

Was bisher geschah…