Vergangene Woche Montag wurde meine letzte Ratte (Lennon, den ihr oben auf dem Bild seht) eingeschläfert. Und seitdem bin ich – nach 4,5 Jahren Ratte @ Leben – wieder allein. Am Anfang, kurz nach meinem Auszug aus dem elterlichen Wohnhaus, hatte ich mir den Wunsch erfüllt, der dort leider nicht umsetzbar war, da meine Mutter und Oma sich vor Ratten ekelten. So waren vier Rattendamen hier eingezogen: Ruby Tuesday, Roxanne, Acid und Xerxes. Sie waren absolute Traumratten und ein wunderbares Beipsiel dafür, warum man Tiere nicht in einer Tierhandlung kaufen sondern idealerweise von Pflegestellen beziehen sollte. Zahm war gar kein Ausdruck, aufdringlich traf es eher. Ich konnte nicht mal neben dem Käfig stehen, ohne, dass direkt vier Nasen in der mir nächsten Ecke klebten. Da leisten die Notfallvermittler wirklich ausgezeichnete Arbeit beim Zahmknuddeln und An-den-Menschen-gewöhnen.
Nach ihrem Tod etwa zwei Jahre später steckte ich einiges an Geld in einen Schrankkäfig, den mein Vater mir baute. Für mich stand fest, dass ich nochmal Ratten nehmen würde. So zogen meine Jungs Lennon, Springsteen, Jagger und Dylan hier ein. Mit denen hatte ich leider nicht soviel Glück wie mit meinen Damen. Nicht, dass sie böse gewesen wären oder jemals gebissen – oder es nur versucht – hätten! Aber drei von ihnen wurden nie so richtig warm mit ihrem Zweibeiner. Sie kamen zwar, um sich ein Leckerchen abzuholen oder über mich zu klettern aber anfassen war gruselig und ans Kuscheln war gar nicht erst zu denken. Das war einer der Gründe, aus denen ich mich entschloss, nach diesem Rudel keine weiteren Ratten mehr zu halten; die anderen waren die kurze Lebensdauer und die hohe Krankheitsanfälligkeit sowie die nächtliche Lautstärke, da ich nur im Schlafzimmer Platz für den Käfig hatte. So ging die Ära der Ratten in diesem Haushalt zu Ende.
Und nun merk‘ ich, dass mir was fehlt. Nämlich ein Tier. Der Teil meiner Leser, der noch nie Tiere hatte, wird das vielleicht nicht nachvollziehen können – ich kann’s andersrum auch nicht. In den 25 Jahren, 7 Monaten und ein paar Tagen, die ich auf diesem Planeten verbracht habe, habe ich bisher etwa 7 Wochen in einem Haushalt ohne Tiere gelebt – nämlich die letzte Woche und die, zwischen meinen beiden Rattenrudeln. Es fehlt etwas Lebendiges in der Wohnung, es ist leer, ohne jemandem, dem man einen guten Morgen wünschen kann. Ich bin nun leider auch nicht der Typ, der mit den todgeweihten Pflanzen quatscht.
Ein paar Monate werde ich das ausprobieren, ohne Tier zu leben. Vielleicht gewöhne ich mich ja daran. Wenn nicht beginnt wieder die suche nach dem passenden Mitbewohner für mich.
Kann das jemand nachvollziehen, dass einem gar nicht ein bestimmtes Tier fehlt sondern einfach das Tier an sich?