First world panic

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Was versetzt einen Menschen, geboren Ende der ’80er Jahre, aufgewachsen in einem erste-Welt-Land und während der Schulzeit zur Gruppe der uncoolen Nerds mit mehr PC-Spielen als Freunden gehörend, so sicher in grenzenlose Panik wie einen Coulrophoben ein gemütliches Kaffeekränzchen von Krusty, Ronald McDonald und Pennywise in seinem Wohnzimmer?

Kein Internet - BildWenn man morgens aufsteht, der zweite Gang (der erste führt ins Bad! Ich bin ja nicht internetsüchtig! :D) wie immer zum PC führt, man Firefox öffnet und google nicht läd. Der Blick zum Router bestätigt, was man sofort befürchtet hat: nicht online. Kein DSL.

Der erste Reflex: den Stecker ziehen und wieder reinstecken. Das kurze Blinken aller Lämpchen macht Hoffnung und zerschlägt sie ebenso schnell wieder, als einen erneut nur das WLAN-Leuchten anstarrt wie ein Zyklop.

Natürlich greift man sofort zum Telefon um von der Telekom zu erfahren, ob das Problem bereits bekannt ist oder gar bei einem selbst liegt. Mal schnell die Nummer der Hotline goo… ach nein. Wo bekommt man die her? Steht auf der Rechnung, die man zwar via E-Mail erhält, aber Thunderbird sei Dank, auch offline abrufen kann. Wie immer wird man mit einem freundlichen „die Wartezeit beträgt ca. 30 Minuten“ empfangen. Egal, es geht ja um was. Handy auf den Tisch legen und Lautsprecher anschalten. Kann man nebenbei was tun. Nur was? Fast das gesamte Leben findet online statt. Zeitung lesen, schauen, ob man Post bekommen hat, soziale Kontakte pflegen, Serien schauen…

Mich verschlägt es nach Himmelsrand, wo ich Aggressionen, ausgelöst durch die monotone Musik und die 45malige Wiederholung des Satzes „Bitte haben Sie noch einen Moment Geduld. Derzeit sind alle Mitarbeiter im Gespräch.“, abbaue, indem ich eine Hexenhöhle ausräuchere. Nach gefühlten 30 und reellen 9,43 Minuten tutet es endlich erlösend im Mobiltelefon und kurz danach teilt mir ein Telekom-Mitarbeiter mit, dass das Problem bekannt und bereits im Begriff behoben zu werden, sei. Abends, um 18 – 19 Uhr sollte ich wieder online sein. Mehr als bedanken kann ich mich nicht.

Wie beschäftigt man sich nun? Ich verziehe mich zwecks Frühstück erstmal vor den Fernseher. Zwischen deutschem Qualitäts-TV vertreten durch Formate wie „Frauentausch“ und „Familien im Brennpunkt“ erreicht auch der wohlbekannte Vorspann von Scrubs meine Netzhaut. Nach einer halben Stunde Berieselung entschließe ich mich, die Wohnung zu putzen. Gerade, als ich im Bad zum Takt von Lenny Kravitz‘ „Stillness of heart“ das Waschbecken schrubbe, verkündet mein Virenscanner „Die Virendatenbank wurde aktualisiert“. Das Schönste, was meine Ohren seit langem vernommen haben, verhieß es doch: Das Internet ist wieder da! Natürlich stürze ich mich sofort in die weichen Fänge von facebook, tumblr und Co. und fühle mich nicht mehr ganz so von der Zivilisation abgeschnitten.

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