Weihnachten bei Hoppenstedts

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Wie mein Weihnachtsplan aussah, könnt ihr ja dem vorigen Beitrag entnehmen. Hier nun eine kleine Beschreibung, wie weihnachtsliche Harmonie im Kreise der Lieben bei uns aussieht.

Wir begannen um 18 Uhr zu feiern. Erstmal 1,5 Std. quatschen, danach Abendessen. Meine Tante hatte Kartoffelsalat und Köfte (türkische Frikadellen, aus 50% Lammfleisch und 50% Knoblauch) gemacht. Lamm ist recht fett und so ist das eine Kilo Fleisch, das sie gekauft hat, so sehr zusammen geschrumpft, das für jeden 2 ungefähr Tischtennisball-große Köfte da waren. Man war ungehalten, da man davon ja nicht satt würde. Meine Oma sagte, sie habe gleich gewusst, dass das nichts wird, wenn sie mal nicht kocht. Und schmecken würde es auch nicht. Dafür sei aber viel zu viel Kartoffelsalat da. Und dann auch ncoh ohne Mayonaise. Das könne ja keiner essen. Meine Mutter war der Meinung, es sei genug für alle da. Ihr Mann wollte noch Würstchen machen, meine Tante brüllte aber, das müsse er nicht, man könne ja erstmal schauen, ob es nicht doch reicht und Kartoffelsalat sei ja mehr als genug da. Danach hat sich dann auch keiner mehr getraut, tatsächlich noch Würstchen zu verlangen.

So kam’s also zu der Bescherung…
Hier werde ich jetzt die wörtliche Rede verwenden, da diese das Chaos treffender nachvollziehbar macht.

Meine Mutter bekam von ihrem Mann – Walter – einen Pullover geschenkt. Sie packt ihn aus.

Meine Mutter: „Der ist ja viel zu dick!“
Meine Tante (Doris): „Zeich mal…“ *befühl* „… das ist ja Wolle!“
Meine Mutter: „Wolle?! Kann man den denn Waschen?!“
Walter: „Ja, klar, steht da drauf… 30°…“
Meine Mutter: „Jaja… mit der Hand!“
Walter: „Nein, nicht mit der Ha-„>
Meine Mutter (an alle): „Walter kauft immer so ne Scheiße!“
Walter: „DEN KANNST DU IN DER MASCHINE WASCHEN!“
Doris: „Ist hier ja wie bei Loriot!“
Meine Mutter: „BORIS (mein Onkel) mach mal das Licht an!“
(Licht geht an)
Meine Mutter (hält das Schild des Pullovers ins Licht): „DA! SACH ICH DOCH! WAS STEHT DA, WALTER?!“
Walter (guckt): „30°“
Meine Mutter: „Und das Symbol da?! HANDWÄSCHE!!!“
Walter: „Nein, das bedeutet-“
Meine Mutter: „JETZT HALT DEN MUND! DORIS! Komm mal gucken, das heißt Handwäsche, oder?!“
Doris (guckt): „Ja, Handwäsche, ganz klar! … das ist ja auch scheiße!“
Meine Mutter (zu Walter): „Sisse! Du hast gar keine Ahnung! (zu allen): Immer kauft der so ’ne Scheiße! Und Maria (Ich!) macht sich immer darüber lustig, von wegen, ich würd nur Pullover aus 100% Polyacryl kaufen wollen! JA! Kannse aber vernünftig waschen!“
Doris: „wie bei Loriot!“
In dem Moment fällt ein Stück Stoff in der Farbe des Pullovers auf, das auf dem Boden liegt.
Doris: „Was issen das da?“
Walter: „Der abnehmbare Kragen von dem Pullover.“
Meine Mutter „Ach du scheiße, auch noch ein Kragen! (zu Walter) Da! Wasch deinen Scheiß mal schön selbst. Zieh‘ ich eh nicht an! Warum kaufse auch immer so einen Quatsch?! Was hat der denn gekostet?!“
Doris: „Is hier wie bei Loriot!“
Ich: „Jetzt sag Danke und nimm das nächste Geschenk.“ -.-
Meine Mutter: „Danke!“

Ein paar Minuten später bekam meine Oma Schneeketten, die sie über die Schuhe ziehen kann geschenkt. Da wiederholte sich das Spielchen mit anderer Rolleverteilung nochmal. Und bei einem Gemüseschneider für meine Tante ebenfalls nochmal. Richtig laut wurde es dann später beim Fremdwörterspiel – Anleitung folgt! – als der Alkoholpegel schon deutlich gestiegen war. Meine Oma motzte meine Mutter an, weil diese „Dogen“ (ein Adelstitel oder so? o.O) nicht, wie es richtig wäre, „Dojen“ ausgesprochen hatte, sondern eben wie man es schreibt. Mein Cousin vertrat lautstark die Ansicht, dass wir alle mal schreiben lernen müssten, könne ja keiner lesen und mein Onkel stritt mit Walter darüber, ob die Artikel wichtig seien für das Spiel. Ich war als einzige nüchtern, weshlab mir die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen worden war, die Punkte aufzuschreiben. Damit man mir die mitteilte, musste ich jedoch jeden persönlich danach fragen- ebenfalls sehr laut, da man mich sonst nicht hörte. Und meine Tante rief immer „Das ist hier doch eine Spaßgesellschaft! Habt doch mal Spaß!!!“.

Nach dem fröhlichen Spiel gab’s dann noch Alkoholteststäbchen, die meine Tante in einem 1€-Shop aufgetan und mitgebracht hatte. Kleine Plastikröhrchen, in die man pustet. Eine Rotfärbung zeigt dann an, wie hoch der Promillewert ungefähr ist. Dunkelrot bedeutet 0,8 – 1,2 Promille. Höher ist die Skala nicht. Dieses Ende der Fahnenstange war auch bei jedem, außer meine Oma (immer noch 0,5 – 0,8 %o) und mir erreicht.

Als ich nach Hause kam, hörte ich dann im nach Bratäpfeln und gebrannten Mandeln duftenden Treppenhaus noch meine Nachbarn leise in gemütlicher Runde „Stille Nacht“ singen…

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