KategorieAktuelle Kinofilme

Film, der
Wortart: ℹ Substantiv, maskulin

[zu einer Rolle aufgewickelter] Streifen aus einem mit einer lichtempfindlichen Schicht überzogenen Material für fotografische Aufnahmen oder Filme

Cash Truck

C

Davor

Endlich wieder rausgehen! Endlich wieder unter Menschen sein! Endlich wieder ins Kino! Endlich wieder ein neuer Guy Ritchie-Film (nachdem der letzte – The Gentlemen – für mich wegen Corona ausfiel)! Endlich wieder mit Jason Statham! Endlich wieder Normalität. Ich habe mich gefreut, mit Freunden ins Kino zu gehen und Pizza zu essen, ganz normal draußen zu sein.

Dabei

Jason Statham – kennt man aus Filmen wie Wild Card oder Homefront, hat auch Den Transporter gespielt und natürlich Crank 1 und 2.

Josh Hartnett – Wurde bekannt als Schnulzen-Pilot in Pearl Harbor, danach wurde es aber besser. Empfehlenswert finde ich zum Beispiel Lucky # Slevin

Eddie Marsan – einer dieser „ach der schon wieder“-Schauspieler, von denen man einfach den Namen nicht weiß – hier ist er! Eddie Marsan ist der mittalalte Typ mit fliehendem Kinn und rundem Gesicht aus Filmen wie Drecksau, Sherlock Holmes, Dead Pool 2, Snow White and The Huntsman…

Darum geht’s

Der Film beginnt mit einem Überfall auf einen Geldtransporter, bei dem die Fahrer erschossen werden.

Harry, genannt H (englisch ausgesprochen: ätsch) beginnt einen neuen Job bei einem Geld-Transport-Unternehmen. Beim Einstellungstest schneidet er mittelmäßig ab, erschießt jedoch bei einem Überfall eigenhändig und allein 6 schwer bewaffnete Angreifer. Seine Kollegen und Vorgesetzter Bullet werden misstrauisch während sich die Chefetage freut – endlich keine Überfälle mehr. Doch eigentlich hat H etwas völlig anderes im Sinn…

Danach

4/10

Schade, das war echt mal nix. Ich habe gerade erst beim Nachlesen für diesen Beitrag gelesen, dass Cash Truck ein Remake eines 2004er Films mit gleichem Titel ist. Dennoch: wenn man Guy Ritchie ist, kann man daraus doch mehr machen, als einen mittelmäßigen Actionfilm?

Mir fehlt das, was Guy Ritchie-Filme ausmacht: der schwarze, britische Humor. Gewitzte Dialoge. Sarkasmus. Das fehlt diesem Film leider völlig.

Cash Truck mag ich bestenfalls eingefleischten Jasons Statham-Fans empfehlen. Selbst für dessen actionreiche Filmographie ist hier zwar kein Highlight gelungen aber auch kein Vollversager – da gibt es andere, die diesen Platz einnehmen.

Tenet

T

Fast ein Jahr ist es her, dass ich das letzte Mal im Kino war – Corona lässt grüßen. Wie Kino in Zeiten einer Pandemie funktioniert, beschreibe ich demnächst mal. Jetzt soll es aber erstmal um Christopher Nolans Neuen gehen:

Davor

Ein neuer Film von Nolan (Inception, Dark Knight, Interstellar)? Das klingt nach Pflichtprogramm für mich! Der Trailer sah viel versprechend nach Action und „irgendwas mit Zeit“ aus.

Dabei

  • John David Washington als der namenlose Agent / Protagonist – „kenn ich nich'“ war mein erster Gedanke. Stimmt. Aber den Vater, den kennt man: Denzel Washington.
  • Robert Pattinson (als Neil), der bekannt wurde als Vampir in Twilight und Cedric Diggory aus Harry Potter
  • Kenneth Branagh als Bösewicht Sator, von dem ich dachte, dass ich ihn ebenfalls nicht kenne – doch siehe da, in der Filmographie findet sich einiges: Avengers, Harry Potter, Dunkirk…
  • Elizabeth Debicki spielt Kat – sie kennt man aus Codename U. N. C. L. E. und Guardians of the Galaxy

Darum geht’s

Ein CIA-Agent schluckt nach seiner Gefangennahme eine Selbstmord-Kapsel. Die führt ihn jedoch nicht ins Jenseits sondern zu seinem Vorgesetzten der dem nun für tot erklärten Agenten einem geheimen Auftrag namens „Tenet“ zuweist.

Seit einiger Zeit finden sich immer wieder Spuren eines Krieges, der in der Zukunft stattfinden wird. Praktisch für die Gegenwart: es wurde in der Zukunft scheinbar eine Technologie entwickelt, die Objekten erlaubt, sich rückwärts durch die Zeit zu bewegen (indem sie deren Entropie umkehrt) – dadurch kommt der Schrott von später irgendwann im Jetzt an und wird gefunden. Netter Nebeneffekt: Kugeln werden nicht abgeschossen sondern eingefangen, Vögel fliegen rückwärts, Wärme fühlt sich kalt an und für invertierte (=sich rückwärts durch die Zeit bewegende) Menschen ist normale Luft nicht atembar.

Der Protagonist soll herausfinden, woher die invertierten Objekte kommen und so den Krieg verhindern. Sein Weg führt ihn und seinen britischen Kollegen Neil über Indien schließlich zum Waffenhändler Sator, der für die invertierten Waffen verantwortlich sein soll…

Danach

Nach so langer Kinoabstinenz hätte mich vermutlich jeder Film erfreut, den ich auf der großen Leinwand erblicken hätte dürfen, daher mag es sein, dass diese Rezension davon beeinträchtigt wird.. aber: Tenet ist hervorragend! Guckt ihn euch an!

Nolan hat’s ja ziemlich mit der Zeit, einer seiner ersten Filme, Memento, wird rückwärts erzählt. In Inception spielt Zeit innerhalb der Träume eine Rolle, in Interstellar ist es ein schwarzes Loch, das die Zeit ausdehnt… Tenet macht sich das Thema diesmal aber ganz konkret und nicht nur am Rande zum Thema – und ist dennoch kein Zeitreise-Film, wie es hunderte gibt.

Es gibt tolle Verfolgungsjagden, da man diese mitunter 2x sieht (einmal vorwärts und anschließend invertiert) mit Aha-Effekt, viele Szenen machen einfach Spaß, zu schauen: wie sieht eine Explosion rückwärts aus? Wie ging der Spiegel kaputt? Wie fällt jemand rückwärts?

Man kann es sich schon denken: wegen des komplexen Themas ist Tenet dennoch kein stupides Actionkino sondern ein packender Science Fiction-Thriller, der eine Menge Mindfuck-Potential hat und den man wohl mehrmals sehen muss, um alles zu verstehen.

Spaß macht es auch, hinterher der Referenzen zu lesen. So basieren der Titel und einige der Namen auf dem Sator-Quadrat:

SATOR
AREPO
TENET
OPERA
ROTAS

Dieses kann man vorwärts, rückwärts und von oben nach unten lesen. Außerdem finden sich noch einige andere Verweise darauf – wer also vor seinen Freunden angeben will, der lese vor dem Genuss des Films den entsprechenden Wikipedia-Artikel…

Joker

J

DC schenkt uns einen Film, der zeigt, wie Batmans bekanntester Gegenspieler zu diesem wurde. Das muss man sich ansehen. Natürlich auf der großen Leinwand – auch, wenn ich nur noch selten ins Kino gehe, mangels Zeit und damit Netflix und Amazon Prime sich auch lohnen.

Davor

Ich hatte vorher natürlich den Trailer gesehen und fand diesen vielversprechend, vor allem wegen Joaquin Phoenix‘ Darstellung – er sah aus wie eine Mischung aus dem Heath Ledger-Joker und jenem, den Jack Nicholson verkörpert hat. Irgendwie irre aber immerhin schön bunt.

Dabei

  • Joaquin Phoenix als Arthur Fleck/Joker – den kennt man als Commodus (Daumen runter-Typ) in Gladiator und als Johnny Cash in Walk The Line.
  • Robert De Niro als Fernsehmoderator Murray Franklin, hat irgendwann mal in Taxi Driver mitgespielt und z. B. auch in Ohne Limit.

Sämtliche andere Darsteller sind mir noch nicht über den Weg gelaufen, also kein ständiger „welcher Schauspieler ist das nochmal?“-Effekt.

Darum geht’s

Arthur Fleck arbeitet bei einer kleinen Agentur als Darsteller eines Clowns, der für Straßenwerbung, Auftritte im Krankenhaus usw. gebucht wird. Er träumt davon, Comedian zu werden, um die Menschen zum Lachen zu bringen. Lachen spielt auch in seinem Leben eine große Rolle: Dank einer Kopfverletzung fängt er in unpassenden Situationen an, laut zu lachen. Die Irritation seiner Mitmenschen, die Dunkelheit und Vermüllung in den Straßen Gothams, seine pflegebedürftige Mutter in der kleinen, heruntergekommenen Wohnung und die Geldsorgen machen ihm zu schaffen. Darüber hinaus ist er depressiv und untergewichtig, weshalb er bei körperlichen Angriffen unterliegt.

Als ihm ein Kollege eine Waffe gibt und er kurz darauf drei Männer in der U-Bahn tötet, begreift Arthur, dass er nichts mehr zu verlieren hat

Danach

Bewertung: 8/10

Dieser Joker hat recht wenig mit den DC-Filmen der letzten Jahre zu tun. Es gibt keine Kämpfe, keine Superhelden mit übermenschlichen Fähigkeiten und irgendwie auch keinen richtigen Bösewicht. Das „Böse“ – oder besser: Düstere, Bedrückende – ist die Situation, in der Arthur Fleck lebt. Das System, in dem er keinen Platz findet und die Widrigkeiten, denen er zu trotzen versucht. Kein Gegner, dem man entgegentreten kann.

Dieser Aspekt sollte besonders denen bewusst sein, die DC (oder Marvel) ins Kino zieht, weil sie Action sehen wollen. Die gibt’s nämlich nur sehr gering dosiert. Der Film ist eher ein Drama, eine Charakter- und Milieustudie, besetzt mit einem großartigen Hauptdarsteller, der bestimmt eine Oscarnominierung (seine vierte) mitnimmt.

Der Abstieg, den der Protagonist erlebt und dem er sich anfangs noch entgegen zu stellen versucht, erinnert an Filme wie Drecksau, God Bless America oder Der Machinist. Wer eine Komposition dieser Streifen nicht für einen gelungenen Filmabend auswählen würde und sich eher die Laune davon verderben lässt, sollte vielleicht Abstand vom Kinobesuch nehmen. Das wird, denke ich, auch das Problem sein, das viele Amerikaner hatten – die haben nämlich scharenweise die Kinosäle verlassen.

Mir hat vor allem die Detailverliebtheit gefallen. Statt auf Untertitel setzt man darauf, Textdokumente wie Tagebücher oder Briefe in deutscher Sprache verfasst zu zeigen – leider nicht konsequent bei allen Schriftstücken. Ein weiterer Wermutstropfen ist für mich die Langatmigkeit des Film – nicht zu verwechseln mit Langeweiligkeit – die ersten 1,5 Stunden muss man sich auf eine Menge Dialoge und wenig Geschwindkigkeit einstellen.

Insgesamt also eher was für den Fan von schwerer Kost und Dramen als für den „typischen Superhelden-Liebhaber“. Denjenigen, die solche Filme mögen, empfehle ich diesen Joker aber sehr.

Was bisher geschah…